Skateboarding mit über 40? - Rollbrett Mission

Skateboarding mit über 40?

Ein Thema, das mir in den letzten Jahren immer häufiger begegnet, sind "ältere" Skateboarder, die nach einer längeren Pause wieder richtig anfangen wollen - aber auch komplette Neueinsteiger/innen (ich meine im Text grundsätzlich alle Geschlechter).

Für mich selbst hat sich die Frage nach einem Wieder-Anfangen nie gestellt. Ich skate fast durchgehend, seit ich 12 bin, und stehe jetzt mit knapp 47 nicht nur mehrmals die Woche auf dem Board, sondern verdiene auch (wieder) meinen Lebensunterhalt in der Skateboard-"Branche". Jedoch hatte ich auch Zeiten, in denen ich seltener geskatet bin, manchmal glaubte ich mehrere Wochen am Stück keine Zeit dafür zu finden, teils ließ ich mir sogar von inzwischen Ex-Partnerinnen einreden, ich solle mich lieber mehr mit altersgerechten Sportarten beschäftigen.

DD Impossible
Der Autor, 1992 und 2017
Eine persönliche Krise, die sich, wie bei vielen anderen Menschen auch, während des Corona-Lockdowns Bahn brach, hat mir gezeigt, welche Bedeutung Skateboarding wirklich für mich hat. Das Brett war tatsächlich mein Rettungsanker, als sonst gar nichts mehr funktionierte.
Doch weg von mir persönlich. Skateboarding ist einfach eine wahnsinnig vielseitige "Sportart", die jeder nach seiner eigenen Vorstellung ausüben kann. Es gibt IMMER etwas Neues zu lernen - egal auf welchem Niveau man ist, egal wie lange man schon fährt, egal wie talentiert oder risikofreudig man ist.

Es gibt keine Regeln, welche Tricks man zuerst lernen muss. Keine Trainingszeiten, keine festen Orte. Man kann es alleine oder mit mehreren zusammen tun, für ein paar Minuten zwischendurch oder mehrere Stunden am Stück. Mit aggressiver Leidenschaft, oder ganz gemütlich.

Letztendlich sind es immer nur die eigene Grenzen, die man setzt und auslotet. Erfolgserlebnisse sind garantiert, wenn man nur ein kleines bisschen dranbleibt. Man bekommt den Kopf frei und baut Stress ab. Die Kreativität wird angeregt und das Vertrauen in den eigenen Körper, das Selbstvertrauen insgesamt wächst - und das macht Skateboarding für Menschen aller Altersstufen so interessant.

Als "Spezialist" für Skateboarding werde ich immer öfters von Menschen angesprochen, die in jungen Jahren geskatet sind, dann aus unterschiedlichen Gründen den Faden verloren haben, und nun im Erwachsenenalter wieder anfangen möchten oder es bereits getan haben. Auch in meinem persönlichen Bekanntenkreis sehe ich viele Beispiele an "Wiedereinsteigern".

Grund dafür sind oft die inzwischen eigenen Kinder, mit denen man zusammen fahren gehen möchte - oder man hat eine Art "Midlife-Crisis", hat zwar schon einiges erreicht im Leben, aber vermisst einfach dieses Gefühl von Freiheit und Selbstbestimmtheit, das man damals auf dem Brett hatte.

Ich bin auch etwas stolz darauf sagen zu können, dass ich durch meine "Ü40-Februar-Challenge" der letzten Jahre (jeden Tag Skaten, jeden Tag ein Clip) einige Menschen konkret dazu motiviert habe, sich wieder einen Ruck zu geben und aufs Board zu steigen.

Auch im Profi-Lager gibt es inzwischen viele Beispiele an Skateboardern, die immer noch "gut dabei" sind - Legenden wie Guy Mariano oder Daewon Song fahren auch mit knapp 50 noch auf technischem Top-Level, und in den Instagram-Kanälen zahlreicher Pros aus den 80ern und 90ern ist zu verfolgen, wie sie immer noch, wenn auch nicht auf "Wettkampfniveau", ihre Leidenschaft verfolgen. Skateboarding ist nun schon so lange ein Teil der Kultur, dass dies abzusehen war - es ist eine Betätigung für alle Generationen geworden.

Kommen wir nun zu konkreten Fragen, die mir häufig gestellt werden.

- Kann mein Körper das überhaupt noch in dem Alter?

Sicherlich sollte man das Springen größerer Treppenstufen eher der jungen Generation überlassen. Auch kann ein heftiger Sturz etwas länger in den Knochen stecken als zu Teenager-Zeiten. Grundsätzlich ist Skaten und Tricks lernen jedoch problemlos möglich. Das Thema Stretching und Ausgleichssport sollte man etwas ernster nehmen. Yoga und Bouldern beispielsweise geben dem Körper viel von der für Skateboarding hilfreichen Dehnung und Spannung. Sei schlau, hör auf deinen Körper! Wärm dich vorher auf und stretche dich nach dem Fahren nochmal. Achte auf deine Hüftbeweglichkeit! Es gibt verschiedene Youtube-Channels, die sich speziell mit Körperübungen für Skateboarder beschäftigen. Generell schadet ein gesunder Lebensstil sicherlich nicht, aber das ist wohl selbstverständlich. Gib deinem Körper gute Nahrung, wenige Giftstoffe und die Gelegenheit zur Regeneration!

Solltest du Probleme mit Rücken und Knien haben, lege ich dir die gefederten Achsen von Avenue Trucks ans Herz, die wirklich einen Unterschied in der Belastung machen.

- Was für ein Board brauche ich - das ist so lange her...

Hier gilt das gute alte "Es kommt darauf an". Hast du Bock auf Cruisen? Nimm ein breiteres Deck über 8.5 Zoll Breite oder ein Oldschoolboard und etwas größere (56-60mm) und weichere (85 bis 95A) Wheels. Du willst deine Tricks von früher wieder lernen? Orientiere dich zu etwas härteren Wheels und schmäleren Decks - aber: Nicht zu Unrecht hat sich die durchschnittliche Breite von Decks in den letzten Jahren gesteigert. Während um die Jahrtausendwende 7.5 bis 7.75 Zoll der Standard waren, gilt dies heute als Kindergröße und die meisten Ausgewachsenen fahren eher 8.25 bis 8.5 Zoll Breite. Man hat einfach einen sichereren Stand und ein schöneres Fahrgefühl. Und muss der Double Varial Kickflip wirklich noch sein oder willst du lieber wieder ein paar stylishe Basics können?

Viele suchen das "eine Board für alles" - leg dein Augenmerk dann insbesondere auf die Rollen. Die relativ neue "Dragon Formula" von Powell-Peralta vereint Eigenschaften von Cruiser- und Streetwheels. 93A nominelle Härte lassen dich auf rauerem Teer easy cruisen, du kannst aber trotzdem Powerslides wie mit härteren Wheels machen.

Bei den Achsen kommt es auch in erster Linie auf die Breite an - diese sollte ungefähr zum Brett passen. Nachdem du dich für ein Brett entschieden hast, kannst du bei unseren Achsen nach der Breite des Achsstiftes filtern.

Viele der "großen" Marken von früher gibt es noch, aber es hat sich auch viel getan auf dem Markt.

Im Zweifel komm einfach in der MISSION vorbei oder lass dich online oder per WhatsApp beraten. Wir stellen dir gerne das Board zusammen, das zu dir passt! Zur Kontaktseite

- Brauche ich Schoner?

Fahre mit den Schonern, mit denen du dich wohlfühlst. Niemand wird dich auslachen, weil du einen Helm trägst. Es gibt auch speziell für Skateboarding entwickelte Unterzieh-Schoner für Knie und Schienbeine. Was sinnvoll sein kann: Die Einlegesohlen von FP Footprint dämpfen die Landungen effektiv und schützen deinen Körper vor den ständigen Erschütterungen, wenn du viele Ollies etc. machst. Schoner, Helme und Insoles findest du hier im Onlineshop.

- Werde ich nicht komisch angesehen im Skatepark?

Nein. Und falls doch, so what? Du machst das für dich und nicht für andere. Als Skate-Mom oder Skate-Dad bist du grundsätzlich schonmal cool, alleine weil du es probierst. In den meisten Skateparks triffst du Anfänger und Fortgeschrittene aller Altersstufen an, und man kommt wunderbar miteinander aus. Verhalte dich respektvoll, achte auf die Lines der anderen, nutze wenn möglich die ruhigeren Zeiten vormittags.

- Gibt es "Gleichgesinnte" mit denen ich zusammen fahren kann?

In den meisten Städten haben sich bereits lockere Anfänger- und "Senioren"-Gruppen an Skateboardern gefunden, die sich über neue Teilnehmer freuen. Sprich einfach andere an, oder suche auf Facebook nach entsprechenden Gruppen. Die "Ü30 Skateboard Deutschland" Facebook-Gruppe ist z.B. auch ein guter Anlaufpunkt.

- Kann man Skateboard-Kurse belegen?

Auch hier gibt es inzwischen regional unterschiedliche Angebote. Für komplette Neueinsteiger kann es durchaus Sinn machen, eine individuelle Einzelstunde für die ersten Basics (Anschieben, Kurven fahren, Bremsen...) zu nehmen. Danach kannst du deiner Kreativität freien Lauf lassen. Informationen zu Kursangeboten im Raum Freiburg findest du hier.

In diesem Sinne - ROLL ON! Euer "Rollbrettfahrer" David Duijkers.

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